… zu unserer Expedition findet sich in den Rubriken “Wir in der Zeitung” und “Funk und Fernsehen“. Immer wieder aktuell.
Viel Spaß beim Stöbern.
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“Und: Schmerzt es, den Gipfel nicht erreicht zu haben?” Diese Frage bekomme ich nach meiner Rückkehr in Deutschland fast täglich gestellt. Meist verbunden mit der gut gemeinten Feststellung: “Aber glücklicherweise wart Ihr ja so klug, rechtzeitig umzudrehen…” Und trotzdem. Es bleibt ein Stachel im Fleisch.
Verdammt, natürlich ist es ärgerlich, den Gipfel vor Augen zu haben und dann doch nicht hinauf steigen zu können. Lächerliche zwei Stunden Windstille haben gefehlt. Lächerliche zwei Stunden, die wir für die letzten 200 oder 300 Meter bis zum höchsten Punkt gebraucht hätten. Lächerliche zwei Stunden, die aber auch darüber entschieden haben, dass wir wohlbehalten wieder ins Tal und nach Hause zurück gekehrt sind. Denn Sturm und Kälte hätten uns dort oben schnell den Garaus machen können. Expeditionen auf die höchsten Gipfel der Erde sind eine Gratwanderung – nicht nur im alpinistischen Sinne. Klug ist, wer das Scheitern mit einkalkuliert, ohne zugleich im Biss nachzulassen!
“Einen Achttausender zu besteigen ist möglich. Das weiss ich jetzt.” So fällt die Bilanz von Jürgen aus – und er deutet sie positiv. So hat wohl jeder von uns mit ein paar Tagen Abstand zur Expedition sein ganz persönliches Fazit gezogen.
Danke an alle, die mit uns gefiebert haben. Danke an den besten Basecamp-Koch im Himalaja: Gambu Sherpa, der uns vor Montezumas Rache am Berg bestens bewahrt hat. Danke an alle, die unser Projekt anderweitig unterstützt haben: Mit Ausrüstung, mit günstigen Einkaufsmöglichkeiten oder der Beschaffung von Flugtickets. Und Danke an alle, die uns die Daumen gedrückt haben.
Namaste – Auf Wiedersehen –
Bis zum nächsten Mal…
Folkert Lenz
Nachdem ich endlich wieder Herr eigener und funktionstüchtiger Kommunikations- und PC-Technik bin, geht erstmal ein herzliches Dankeschön an Ruth nach Bremen. Sie war es, die als Web-Mistress nach dem Ausfall unseres Exped-Laptops einen hervorragenden Job gemacht und aus kryptischen und zerstückelten News via Satellit einen lesbaren Blog gemacht hat! “Dhanyabaad” vom ganzen Team aus Nepal (und natürlich von mir speziell, Herzchen…) sowie von allen Angehörigen.
An die Daheimgebliebenen: Wenn die Technik ausfällt, dann ist die digitale Welt auch nur eine Scheibe mit Postkutsche. Sehts uns also nach, wenn der Nachrichtenfluss nicht immer so schnell war wie ersehnt…
Gestern Abend ist das Team wieder in Kathmandu angekommen. Zwei Tage dauerte die Rückreise vom Shisha-Pangma-Basislager auf dem tibetischen “Friendship Highway” via Nyalam und die Grenze, schließlich über holprige Straßen in Nepal. Nun gibt es Erholung, heiße Duschen, leckeres Essen und anderen lang vermissten “Luxus” im mondänen Godavari Village Resort am Stadtrand der Hauptstadt. Am Freitag geht es dann Richtung Heimat.
Eine kleine Herde von Yaks war dann doch noch nötig, um unser ganzes Zeugs gen Tal zu schaffen. Statt 32 Tiere – wie beim Aufstieg – sollten diesmal allerdings 14 ausreichen. Da haben die Ochsen ganz schön gemuckt beim Beladen. Und manches Yak wollte sich auch seiner Last entledigen, als es merkte, dass es unfreiwillig zum Schwertransporter mutiert war.
Das Abbauen der Lagerkette beim Abstieg vom Gipfel (vorgestern) war noch mal ein richtiger Kraftakt – im wahrsten Sinne des Wortes. Schon beim Verlassen von Camp 2 ließen sich die Rucksäcke kaum noch heben.
Der Campabbau von Lager 1 natürlich wieder im Schneesturm. Und nachdem wir auch noch die Zelte von dort buckeln mussten, türmten sich bei einigen wohl Lasten bis knapp 40 Kilogramm auf dem Rücken. Die Skiabfahrt war ohnehin wegen der Verhältnisse kein Riesengenuss und wurde durch das Zusatzgewicht nicht lustvoller.
Heute Abend erwarten wir nun die Transport-Yaks im vorgeschobenen Basislager, um dann morgen ins Basecamp am Ende der Jeep-Piste absteigen zu können.
Ein 1/2 Meter Neuschnee und tagelange Höhenstürme konnten uns nicht stoppen, nur bremsen. Trotzdem: 200 Meter unter dem Gipfel pustete der Starkwind uns mittags am 28. Mai wieder gen Tal. Zu kurz war die versprochene Schönwetter- phase. Sie dauerte gerade mal vom späten Abend des 27. Mai bis zum Mittag des darauffolgenden Tages. Der Berg, er wirkte unberührt nach den Schneefällen. Keine Spuren, keine anderen Menschen, Einsamkeit pur! Bei Vollmond und knackiger Kälte (etwa minus 25 Grad) ab Mitternacht dann knietiefe Spurarbeit erst durch die Ebene des “Korridors” und später den 500 Meter hohen Steilhang hinauf zu Lager 3. Viel Schnee in der Rinne unterhalb 7.500 Meter. Ein bisschen Sorge, ein Schneebrett auszulösen. Und alles eine Riesenschinderei, wenn der Spurende wieder und wieder bis zum Oberschenkel im Stapfschnee einbricht.
Oberhalb von Camp 3 (das wir aus taktischen Gründen überspringen) dann zeit- und Kräfte raubende Felsriegel und Steilaufschwünge. Auf knapp 7.700 Meter entscheide ich mich am späten Vormittag zum Abstieg, als ich meine persönliche Umkehrzeit überschritten sehe, meine eiskalten Zehen nicht mehr auftauen wollen und ich die Sturmfront nahen spüre. Auf 7.800 Meter kehren etwa ein- einhalb Stunden später auch Thomas, Carsten, Jürgen und Markus um. Als die ersten der prognostizierten Orkanböen herandonnern, fällt einmütig die Entscheidung: Nichts wie weg hier! Wenig später ist das Shisha Pangma-Massiv in einer riesigen Wolke aus wehendem Schnee verschwunden. Dabei war der Gipfel schon fast greifbar…
Drei Nächte in Folge haben wir im Camp auf 7.000 Meter Höhe zugebracht. Leider vergebens, wenn man nur den Gipfelsieg als Erfolg werten will. Doch dass wir am Abend alle heil und wohlbehalten ins Basislager zurückgekehrt sind, das ist wohl auch ein Erfolg!
Die Skisaison am Shisha Pangma wird verlängert: Heute schleppen wir erneut die kiloschweren Bretter, Stiefel und das ganze andere Zeugs über die legendäre Gletschermoräne Richtung Lager 1. Denn nach weißen Pfingsten mit Neuschnee bis ins Basislager brechen wir wieder gen Gipfel auf. Am 27. oder 28. Mai wollen wir oben stehen. So wie es derzeit ausschaut, dürfte es eine ziemlich anstrengende Stapferei werden, denn der Berg ist in allen Höhenlagen frisch überzuckert. Nach lockerem Powder zum Wedeln sieht es angesichts der kilometerlangen Windfahnen allerdings nicht aus. Wann und ob die steife Brise sich legt, ist unklar. Auch “Höhenwetterpapst” Karl Gabl in Innsbruck mag sich nicht festlegen. In drei oder vier Tagen könnte sich das erhoffte Schönwetterfenster kurz öffnen. Für wie lange? Die Meteorologen wissen es schlicht nicht. Wir werden uns trotzdem in Camp 2 auf die Lauer legen und – falls möglich – losschlagen. Angesichts der mäßigen Wetteraussichten kann es aber auch sein, dass wir als letzte Mannschaft überhaupt am Berg nur unser Material bergen. Noch haben wir aber Biss. Und das Glück ist hoffentlich mit uns Mutigen…
Rund 90 Alpinisten (samt Climbing-Sherpas) wollten in dieser Saison den Shisha Pangma besteigen. So hatte es der Verbindungsoffizier bei unserer Ankunft erzählt. (Nach meinem Eindruck waren es eher 40 bis 50 Aspiranten.) Im Basislager ist davon heute nichts mehr zu spüren: Es ist fast leer. Krähen und tibetische Fasane durchstöbern die ehemaligen Lagerplätze der Crews, die an diesem Wochenende alle das ABC verlassen haben – nach meist erfolglosen Gipfelvorstößen innerhalb der vergangenen Wochen. Nur rund ein Dutzend Climber hat im Gefolge des Teams von Edurne Pasaban am 17. Mai den Hauptgipfel über die so genannte “Österreicher-Route” erreicht. Da war es für ein paar Stunden windstill. Außer uns ist nun nur noch eine österreichische Gruppe im ABC, die ihr letztes Material herabschafft und sehnsüchtig auf die Transport-Yaks wartet. Am Berg sind wir die einzig noch Aktiven. Eine Stille ist eingekehrt, wie man sie sich auf den Himalaja-Gipfeln häufiger wünscht…
Wir sind alle wieder zurück im Basecamp. Ein Vorstoß zum Gipfel war wegen des anhaltenden Höhenwindes und großer Kälte nicht möglich. Trotzdem konnte das Team – nach einer extrem ungemütlichen Nacht in Lager 2 – alle beschädigten Zelte ersetzen. Dort hatte der Wind zwei Iglus unbrauchbar gemacht: Gestängebrüche und Risse in den Zeltwänden zeugen davon, mit welcher Wucht der Orkan gewütet hat. Thomas und Peter haben trotzdem in einer der “Nylonleichen” übernachtet. Jetzt heißt es erstmal Kräfte sammeln im BC für den nächsten Anlauf! Die Skiausrüstung haben wir mittlerweile ins Basislager verfrachtet, denn weitere Gipfelversuche wollen wir zu Fuß probieren.
“Zurück nach Camp 1” lautete die Devise, nachdem Orkanböen uns in 6800 Meter Höhe mehrfach umgeworfen haben und ein weiterer Aufstieg gestern zwecklos erschien. Dazu zwei üble Sturmnächte in Lager 1.
Heute die Info vom österreichischen Team: Unsere Zelte im Lager 2 hat es zerrissen. Wie schlimm? Wir schauen nach! Jetzt bei bestem Wetter und weiter mit Summit-Option.
Überraschend viel früher als geplant nun der Aufbruch. Für Samstag hat uns Karl Gabl von der Wetterdienststelle Innsbruck per Telefon beste Verhältnisse angesagt: Wenig Wind, kein Niederschlag in 8000 Meter. So hoffen wir, am 22. Mai auf dem Gipfel zu stehen. Dass alles gelinge!
Für alle, die das im Flachland lesen, heißt es natürlich “Daumen drücken”. Und feste dran glauben, dass alle heil oben und auch unten wieder ankommen! Die Zeitverschiebung beträgt übrigens 3:45 Stunden. Das heißt, dort ist es schon 13.45 Uhr, während es in Deutschland erst 10.00 Uhr ist.
Neuigkeiten kommen nun erstmal im SMS-Format – umständlichst eingegeben über die Tastatur des Sat-Fons. Das heißt kurze, knappe Infos. Aber immerhin tagesaktuell vom hohen Berg und aus der dünnen Luft:
Die Lagerkette steht jetzt bis auf 7000 Meter. Nach drei Tagen harter Arbeit haben wir jetzt auch Lager 2a ziemlich weit hinten im so genannten “Korridor” aufgebaut, der das Tal vom Gipfelmassiv trennt. Zwei Zelte stehen schon unter der Gipfelwand, die zum Lager 3 auf 7.400 Meter hinaufführt. Die Aufbauarbeiten waren zum Teil garniert mit Traum-Skiabfahrten im Himalaja-Powder. An anderen Tagen gab es dagegen nur windgepressten Harsch.
Immer wieder nervig: Der anhaltende Sturm. Es gibt kaum einen Tag, an dem der Wind mal innehält. Stunden, in denen man im Basislager draußen sitzen kann? Fehlanzeige! Das Lager 1 konnten wir erst errichten, nachdem wir uns ein paar Stunden lang im Schnee eingegraben hatten, um dem Orkan zu entgehen.
Wir haben uns dann in die Zeltapsiden unserer spanischen Companeros geflüchtet, um abzuwarten. Die Spitzenberg- steigerin Edurne Pasaban, die gerade auf dem Weg zu ihrem vierzehnten 8000er-Gipfel war, zeigte sich nicht so amused, als wir in ihrem Vorzelt auftauchten. Ganz anders ihre Sherpa-Truppe im Nachbarzelt. Dort wurden baskischer Schinken und “Schnittchen” gereicht…
Wir haben schon viele Nächte weit über 6.000 Meter zugebracht. Die Akklimatisierungsphase geht damit ihrem Ende entgegen – im Express-Verfahren. Jetzt heißt es Warten auf das nächste Schönwetterfenster. Dann ist der Weg zum Gipfel frei!
Tja, leider ist das Expeditionslaptop nicht so höhentauglich wie die meisten von uns: Es hat den Geist aufgegeben. Darum gibt es vorerst keine aktuellen News aus dem Shisha-Pangma-Basislager. Wir suchen aber nach Alternativen. Erstmal sind wir nur über die bekannten Satellitentelefonnummern erreichbar.
Uns geht es soweit allen gut. Wir haben gestern (11.05.) zum ersten Mal das Lager 1 auf 6350 m erreicht und mit Material bestückt: eine 17-Stunden-Tor-Tour. Darum gibts jetzt zwei Ruhetage im Basislager.
Die chinesischen Zensoren sind offenbar nicht der Meinung, dass unser Blog auch vom Volk im Land der Mitte verfolgt werden soll. Das Tagebuch – wie auch meine gesamte Webseite – ist zumindest von chinesischen Internet-Cafes aus nicht erreichbar. Und der Verbindungsoffizier unserer Expedition wacht im Basislager darüber, dass wir keine unzulässigen Kommunikationsmittel in Betrieb nehmen. Also mussten wir andere Wege gehen… Hier die Tagebuch-Einträge der vergangenen Tage als Zusammenfassung:
07. Mai 2010
Ansichten und Aussichten
Heute früh die Überraschung: Endlich können wir unseren Berg, den Shisha Pangma, und die Route zum Gipfel inspizieren. Die Wolken sind – zumindest am Vormittag – weg. Wir nutzen den Tag für einen weiteren Akklimatisierungsspaziergang bis auf 5.440 Meter. Am Nachmittag treffen die Yaks ein, die morgen unsere Ausrüstung ins “echte” Basislager – das ABC – bringen werden.
06. Mai 2010
“Ausgesetzt” im Nirgendwo: Das Shisha-Pangma-Fahrerlager (5.030 m)
Seit gestern (Mittwoch) sind wir also im Shisha-Pangma-Basislager. Ein ziemlich staubiger und ungastlicher Ort mitten auf der tibetischen Hochebene. Um uns herum: Steine in Hellbraun, Dunkelbraun, Ocker und Mittelbraun so weit das Auge reicht. Bei jedem Schritt spitzt der Staub unter den Schuhsohlen hervor. Dies ist nicht der Ort, von dem aus man den Berg in Angriff nimmt. Es ist lediglich der Ort, an dem die Jeeps, die uns (in fünfstündiger und vergleichsweise angenehmer Fahrt) von Nyalam hierher gebracht haben, nicht mehr weiterfahren. Deswegen heißt diese Stelle “Fahrerlager”.
Hier haben sie auch die arme Seele von Verbindungsoffizier in zwei Zelte gesperrt. Der Mann ist dafür zuständig, die Expeditionen nach ihrem Permit zu fragen und dafür zu sorgen, dass Transport-Yaks bereitstehen. Ansonsten sieht er den ganzen Tag fern und freut sich auf den Tag, wenn alle Expeditionen wieder bei ihm vorbeischauen, um sich abzumelden.
Unseren Gipfel haben wir noch nicht erspäht, denn der Berg hüllt sich in Wolken. Dafür haben wir heute noch einmal unsere gesamte Ausrüstung an die Waage gehängt, um die Lasten für die Yaks fertig zu machen: Rund 1,3 Tonnen müssen weiter ins Basislager transportiert werden. Was eine Buckelei für die Viecher…
04. Mai 2010
“Flucht” aus Kathmandu: Endlich in Tibet!
Gestern Nacht um halb drei: Wir beladen unseren Bus am Hotel mit den letzten Siebensachen. Durch menschenleere Straßen geht es in rasender Fahrt raus aus Kathmandu. Auch die bis dahin allgegenwärtigen Demonstranten haben offenbar in der Tiefe der Nacht ihre Stellungen verlassen. Mit seinem Fahrstil will der Busfahrer wohl nicht nur uns signalisieren, dass er nicht gewillt ist, sich durch irgendjemanden aufhalten zu lassen. In einem Tempo, das bei normalem Verkehr überhaupt nicht möglich wäre, donnern wir gen Grenze. Kilometer um Kilometer vergeht mit dem üblichen Rumpeln, Rütteln und Rattern.
Erst als es hell wird, versammeln sich auch auf den Dörfern die Maoisten wieder, um die Straßen zu blockieren. Nur einmal allerdings lässt sich unser abgebrühter Fahrer zur Vollbremsung zwingen: Rund zwanzig Männer und Frauen mit Latten und Knüppeln stehen vor der Frontscheibe und wollen uns klarmachen, dass der Generalstreik auch für uns gilt. Mit Verhandlungen können wir die Weiterfahrt erbetteln. Puh, ein glimpflicher Ausgang!
Kurz vor der Grenze dann erneut ein plötzlicher Stopp. Ein Erdrutsch hat die Straße verschüttet. Stunden später: Die Ladung umtragen, wieder einladen in einen anderen Bus, der sich im Schleichgang die Piste nach Kodhari hinaufquält. Erst mittags sind wir dort. Dann wieder abladen. Trägerinnen bringen das Gepäck über die “Brücke der Freundschaft”, die hinüber nach Tibet führt. Die sonstigen Formalitäten an der Grenze zu Tibet: Erfrischend unproblematisch.
Die Überraschung auf der anderen Seite: Auf einer heilen und recht neuen Betonpiste bringen uns zwei Jeeps und ein Lastwagen zügig von Zhangmu nach Nyalam. Ende der nervenaufreibenden Fahrt nach 15 Stunden in einer seelenlosen chinesischen Kleinstadt mit gefaketer tibetischer Architektur.
Heute noch zwei Akklimatisationswanderungen von 3750 Meter bis auf rund 4.100 Meter. Morgen geht es dann endlich Richtung Shisha-Pangma-Basislager.
Mittlerweile sind wir zu sechst und fertig zur Abreise nach Tibet. Am gestrigen Samstag sind auch Thomas, Jürgen, Carsten, Markus und Peter in Kathmandu eingetroffen. Heute galt es vor allem, die Luftfracht und sämtliche andere Ausrüstung zu uns ins Hotel zu bringen. Kein ganz einfaches Unterfangen, denn mittlerweile hat der unbefristete Generalstreik begonnen, den die Maoisten ausgerufen haben.
Also haben wir einen Lastenrikscha-Fahrer überredet, unsere Tonnen, Säcke und Boxen quer durch durch die Demonstrantenmengen zu bewegen. Wir haben den “Streikbrecher” und unsere völlig überladene Fuhre dann gegen ein paar Aktivisten geschützt, die meinten, unseren Transport im Laufschritt stoppen zu müssen.
Insgesamt sind die Straßen von Kathmandu erfreulich leer, was den Verkehr angeht: Außer Pressefahrzeugen, Krankenwa- gen und Polizeiautos gibt es schlicht keine Autos oder Motorräder. Dafür sind die Plätze und Gassen voll mit demonstrierenden Maoisten. Die Lage ist allerdings bislang friedlich. Da auch Touristenbusse offenbar nur in Ausnahmefällen toleriert werden, werden wir nun versuchen, im Schutze der kommenden Nacht Kathmandu zu verlassen, wenn die Demonstranten hoffentlich eine Mütze voll Schlaf nehmen.
Es herrscht mal wieder Unruhe in Kathmandu: Die “Vereinigte Kommunistische Partei Nepals” – die so genannten Maoisten – wollen den 1. Mai für eine Großdemonstration in der Hauptstadt nutzen. Sie haben in den vergangenen Tagen schon Zehntausende Anhänger ins Kathmandu-Tal gebracht. Zudem fordern sie den Rücktritt des Premierministers bis zum morgigen Samstag. Sollte der Premierminister nicht zurücktreten, so rufen die Maoisten ab Sonntag, 2. Mai, einen unbefristeten Generalstreik aus.
Politische Analysten in nahezu allen englischsprachigen Zeitungen in Nepal gehen davon aus, dass es nicht nur am 1. Mai wieder zu gewaltsamen Zusammenstößen kommen könnte. Es wächst außerdem die Sorge, dass der Bürgerkrieg im Mai erneut aufflammen könnte, denn bis Ende des Monats muss die nepalesische Übergangskonstitution durch eine neue Verfassung ersetzt werden. Es sieht aber nicht danach aus, als ob der Verfassungskonvent das fristgerecht hinbekommt.
Die Maoisten hatten in den vergangenen Tagen versprochen, die Bereiche Medien, Gesundheit und (sic!) Tourismus von den Streikmaßnahmen auszunehmen. Im Vorfeld der Massendemonstrationen wird der Ton allerdings rauer. Wir sind gespannt, ob die Aktivisten das gesamte öffentliche Leben blockieren. Das könnte unsere Abfahrt nach Tibet gefährden.
Nachdem der „Vortrupp“ – bestehend aus Folkert und Ruth – schon am 12. April in Kathmandu gelandet war, ist die Akklimatisationsphase nun vorüber. Wir sind zurück von der ersten Tour in den nepalesischen Bergen, und ich habe dabei schon mal ein bisschen Höhenluft schnuppern können: 5.416 Meter hoch ist der Thorung La – der höchste Pass auf der so genannten Annapurna-Runde.
Wir haben ihn nach neun Tagen von Bhulbhule im Marsyangdi-Tal aus erreicht. Bewusst in ganz ruhigem Tempo, mit viel Zeit und vor allem vielen Nächten in Höhen zwischen 4.000 und 5.000 Metern. Das höchste Bett stand dabei auf knapp 4.900 Meter Höhe – dort, wo bei uns in Europa die Berge schon lange zu Ende sind. So kann sich der Körper gut an Schlafhöhen gewöhnen, die in den kommenden Wochen bei der Achttausender-Besteigung nötig sind.
Dennoch war das Durchlaufen der Annapurna-Runde für uns quasi eine Begehung im Express-Stil. Mindestens 21 Tage wurden bislang für den weltberühmten Trek rund um den zehnthöchsten Berg der Welt veranschlagt.
Mittlerweile kann man die Wanderung – beziehungsweise das, was davon noch übrig ist – verkürzen auf zehn Tage. Eine Piste auf der Kali-Gandaki-Seite macht es seit einiger Zeit möglich: Eine 12-stündige (und anstrengende…) Jeepfahrt ersetzt jetzt den tagelangen Marsch talauswärts auf der staubigen Trasse Richtung Pokhara. Auch in der oberen Manang-Region bleibt der Natur suchende Wanderer nicht mehr von den Segnungen der Zivilisation verschont: Explosionen, Sperrungen wegen der Sprengungen beim Straßenbau, Lärm von Baggern, Kompressoren und Presslufthämmern begleiten den Trekker über Tage.
Nur noch wenige Jahre dürfte es dauern, bis der legendäre Trek von der neuen Straße quasi „aufgefressen“ ist. Was den einen (den Bergbewohnern) ihre Freude, ist den anderen (den Trekkern) ihr Leid…
Doch bis dahin bleiben noch Atem beraubende Aussichten in die Nordwände der Annapurna-Gipfel, spannende Einblicke in das traditionelle Landleben Nepals und die Kultur der tibetisch-stämmigen Bewohner von Manang und Mustang.
Auch der Rest des Shisha-Pangma-Teams hat derweil seine Höhenvorbereitungen im Wallis in der Schweiz beendet und macht sich derzeit auf den Weg nach Nepal. Am Samstag, 1. Mai, soll die Gruppe dann in Kathmandu komplett sein.
In diesem Blog wird Folkert Lenz ab Ende April über die “Deutsche Shisha-Pangma- Skiexpedition 2010″ nach Tibet berichten.
Das Expeditionsteam trifft sich am 01. Mai in Kathmandu (Nepal), um Richtung Tibet aufzubrechen. Dann gibt es hier auch aktuelle Nachrichten. Bis dahin empfehle ich, mal die Wissenswert-Seiten zu durchstöbern.