Der Berg

Der Shisha Pangma steht im tibetischen Teil des Himalaja, genauer gesagt nördlich der Region Langtang Himal. Mit 8.027 Meter Höhe ist er der niedrigste der 14 Achttausender. Obwohl er der nächste Achttausender zur nepalesischen Hauptstadt Kathmandu ist, so ist er doch der einzige, der allein auf tibetischem Boden liegt. Sein Name bedeutet so etwas wie „Kamm über den Weiden“ oder „Gebiet über der grasbewachsenen Ebene“. Sein ehemaliger Sanskrit-Name Gosainthan („Platz der Heiligen“) wird dagegen kaum noch verwendet.

Unsicherheit herrscht bis heute über die exakte Höhe des Berges: Meist wird diese mit 8.013 Metern angegeben. Andere Quellen sprechen von 8.012, 8.046 oder 8.027 Meter.

Obwohl er nur der vierzehnthöchste Berg der Erde ist, standen Menschen erst spät das erste Mal auf dem Gipfel des Shisha Pangma. Er wurde als letzter der 8000er-Riesen bezwungen. 1964 reklamierte eine chinesische Expedition die Erstbesteigung für sich – ganze elf Jahre, nachdem der ungleich höhere Mount Everest erobert war. 

Shisha Pangma von Norden
Shisha Pangma von Norden

Geradezu militärisch waren die Chinesen das Projekt angegangen: Fast 200 Mitglieder umfasste die Expedition von 1964, zu der Bergsteiger, Wissenschaftler und Träger gehörten. Bis zur Höhe von 5.900 Meter wurde eine Strecke mit Pistenfahrzeugen präpariert und dort eine kleine Stadt errichtet. Auf dem Gletscher an der Nordseite des Shisha Pangma wurden drei Lager aufgebaut. Weitere Lager errichtete man an der Nordflanke bis in eine Höhe von 7.700 Meter – also bis knapp 300 Höhenmeter unter dem Gipfel.

Von diesem Lager VI in 7.700 Meter Höhe stiegen gleich zehn chinesische Bergsteiger zum Gipfel auf. Viereinhalb Stunden brauchten die zehn Männer für die restliche Strecke. Doch lange Zeit wurde die Besteigung des Shisha Pangma in Zweifel gezogen, denn es gab nur ein Foto der Bergsteiger vor blauem Himmel. Nachfolgende Expeditionen bestätigten aufgrund des Geländes aber, dass die chinesische Expedition am 2. Mai 1964 erfolgreich den Shisha Pangma erstbestiegen hatte.

Für Teams aus dem Westen waren die Berge Tibets Jahrzehnte lang eine verbotene Zone. Erst 1980 erhielt eine deutsche Gruppe unter der Leitung des Bundestagsabgeordneten Manfred Abelein die Erlaubnis zur Besteigung. Am 7. Mai erreichten Michl Dacher, Fritz Zintl, Günter Sturm und Wolfgang Schaffert als erste Bergsteiger aus dem Westen den Gipfel. Eine Woche später, am 12. Mai, standen auch Sigi Hupfauer und Manfred Sturm auf dem Shisha Pangma.

Der Berg gilt unter den Achttausendern als vergleichsweise leichtes Ziel mit überwindbaren technischen Schwierigkeiten. Trotzdem ist er nicht so populär wie der nur wenig höhere Cho Oyu (8.201 m) oder gar der Mount Everest (8.850 m). Bis heute (Frühjahr 2010) haben 285 Bergsteiger seinen Gipfel betreten. Mehr als doppelt so viele (741) sind es, wenn man den so genannten Zentralgipfel (8.008 m) mitzählt, denn von ihm aus ist der Weiterweg bis zum fünf Meter höheren Hauptgipfel wegen Lawinengefahr häufig unmöglich. 25 Todesopfer hat der Berg im Laufe der Jahre gefordert.

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