7. Mai 2010

Da sind wir wieder!

Kategorie: Allgemein – Folkert Lenz – 13:04

Die chinesischen Zensoren sind offenbar nicht der Meinung, dass unser Blog auch vom Volk im Land der Mitte verfolgt werden soll. Das Tagebuch – wie auch meine gesamte Webseite – ist zumindest von chinesischen Internet-Cafes aus nicht erreichbar. Und der Verbindungsoffizier unserer Expedition wacht im Basislager darüber, dass wir keine unzulässigen Kommunikationsmittel in Betrieb nehmen. Also mussten wir andere Wege gehen… Hier die Tagebuch-Einträge der vergangenen Tage als Zusammenfassung:

07. Mai 2010

Ansichten und Aussichten

shisha-pangma-gesamtansicht

Heute früh die Überraschung: Endlich können wir unseren Berg, den Shisha Pangma, und die Route zum Gipfel inspizieren. Die Wolken sind – zumindest am Vormittag – weg. Wir nutzen den Tag für einen weiteren Akklimatisierungsspaziergang bis auf 5.440 Meter. Am Nachmittag treffen die Yaks ein, die morgen unsere Ausrüstung ins “echte” Basislager – das ABC – bringen werden.

 

06. Mai 2010

“Ausgesetzt” im Nirgendwo: Das Shisha-Pangma-Fahrerlager (5.030 m) 

truck-im-fahrerlagerSeit gestern (Mittwoch) sind wir also im Shisha-Pangma-Basislager. Ein ziemlich staubiger und ungastlicher Ort mitten auf der tibetischen Hochebene. Um uns herum: Steine in Hellbraun, Dunkelbraun, Ocker und Mittelbraun so weit das Auge reicht. Bei jedem Schritt spitzt der Staub unter den Schuhsohlen hervor. Dies ist nicht der Ort, von dem aus man den Berg in Angriff nimmt. Es ist lediglich der Ort, an dem die Jeeps, die uns (in fünfstündiger und vergleichsweise angenehmer Fahrt) von Nyalam hierher gebracht haben, nicht mehr weiterfahren. Deswegen heißt diese Stelle “Fahrerlager”. 

fahrerlager_verschneitHier haben sie auch die arme Seele von Verbindungsoffizier in zwei Zelte gesperrt. Der Mann ist dafür zuständig, die Expeditionen nach ihrem Permit zu fragen und dafür zu sorgen, dass Transport-Yaks bereitstehen. Ansonsten sieht er den ganzen Tag fern und freut sich auf den Tag, wenn  alle Expeditionen wieder bei ihm vorbeischauen, um sich abzumelden.

tibeterin-mit-pferdUnseren Gipfel haben wir noch nicht erspäht, denn der Berg hüllt sich in Wolken. Dafür haben wir heute noch einmal unsere gesamte Ausrüstung an die Waage gehängt, um die Lasten für die Yaks fertig zu machen: Rund 1,3 Tonnen müssen weiter ins Basislager transportiert werden. Was eine Buckelei für die Viecher…

 


04. Mai 2010

“Flucht” aus Kathmandu: Endlich in Tibet!
Gestern Nacht um halb drei: Wir beladen unseren Bus am Hotel mit den letzten Siebensachen. Durch menschenleere Straßen geht es in rasender Fahrt raus aus Kathmandu. Auch die bis dahin allgegenwärtigen Demonstranten haben offenbar in der Tiefe der Nacht ihre Stellungen verlassen. Mit seinem Fahrstil will der Busfahrer wohl nicht nur uns signalisieren, dass er nicht gewillt ist, sich durch irgendjemanden aufhalten zu lassen. In einem Tempo, das bei normalem Verkehr überhaupt nicht möglich wäre, donnern wir gen Grenze. Kilometer um Kilometer vergeht mit dem üblichen Rumpeln, Rütteln und Rattern.
Erst als es hell wird, versammeln sich auch auf den Dörfern die Maoisten wieder, um die Straßen zu blockieren. Nur einmal allerdings lässt sich unser abgebrühter Fahrer zur Vollbremsung zwingen: Rund zwanzig Männer und Frauen mit Latten und Knüppeln stehen vor der Frontscheibe und wollen uns klarmachen, dass der Generalstreik auch für uns gilt. Mit Verhandlungen können wir die Weiterfahrt erbetteln. Puh, ein glimpflicher Ausgang!

erdrutschKurz vor der Grenze dann erneut ein plötzlicher Stopp. Ein Erdrutsch hat die Straße verschüttet. Stunden später: Die Ladung umtragen, wieder einladen in einen anderen Bus, der sich im Schleichgang die Piste nach Kodhari hinaufquält. Erst mittags sind wir dort. Dann wieder abladen. Trägerinnen bringen das Gepäck über die “Brücke der Freundschaft”, die hinüber nach Tibet führt. Die sonstigen Formalitäten an der Grenze zu Tibet: Erfrischend unproblematisch.
freundschaftsbrueckeDie Überraschung auf der anderen Seite: Auf einer heilen und recht neuen Betonpiste bringen uns zwei Jeeps und ein Lastwagen zügig von Zhangmu nach Nyalam. Ende der nervenaufreibenden Fahrt nach 15 Stunden in einer seelenlosen chinesischen Kleinstadt mit gefaketer tibetischer Architektur.
Heute noch zwei Akklimatisationswanderungen von 3750 Meter bis auf rund 4.100 Meter. Morgen geht es dann endlich Richtung Shisha-Pangma-Basislager.

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4 Kommentare

  1. Hallo Folkert, ich bin zwar zutiefst überzeugt, dass der liebe Gott die Berge so hoch und die Luft so dünn gemacht hat, damit Menschen dort n i c h t hochsteigen. Dennoch bin ich überzeugt, dass Du wieder wunderbare Bilder und Erlebnisse mitbringen wirst. Toitoitoi – und passt gut auf Euch auf. Wolfgang

    Kommentar von Wolfgang Wodtke — 7. Mai 2010 @ 13:53

  2. Hallo Carsten , Jürgen

    wir trinken ein Pfister-Bier auf Euer Wohl und wünschen Euch Gottes Schutz bei Eurer Expedition.

    Liebe Grüße von
    Inge, Gudrun, Rudi und Erich

    Kommentar von Erich und Inge Bopp — 8. Mai 2010 @ 00:03

  3. Hallo zusammen,

    wir freuen uns immer über Neuigkeiten Eurer Expedition und wünschen euch alles gute (vor allem besseres Wetter als bei uns !!!).
    Herzliche Grüße von
    Christoph, Anja, Franca und Annika Schnizler

    Kommentar von Christoph Schnizler — 10. Mai 2010 @ 13:06

  4. Hi Younxta,
    auch wenn Du wohl gerade Technikprobleme hast, gehen auch von hier gute Wünsche und gedrückte Daumen auf die Reise. Ich vermute, wenn Du wieder heil und gesund in HB bist, werden nur die Boulder in denen Beinkraft gefordert ist, etwas für Dich sein. Die ausgemergelten Arme peppeln wir dann erst wieder auf.

    Liebe Grüße frie

    Kommentar von Frie — 14. Mai 2010 @ 19:05

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