“Und: Schmerzt es, den Gipfel nicht erreicht zu haben?” Diese Frage bekomme ich nach meiner Rückkehr in Deutschland fast täglich gestellt. Meist verbunden mit der gut gemeinten Feststellung: “Aber glücklicherweise wart Ihr ja so klug, rechtzeitig umzudrehen…” Und trotzdem. Es bleibt ein Stachel im Fleisch.
Verdammt, natürlich ist es ärgerlich, den Gipfel vor Augen zu haben und dann doch nicht hinauf steigen zu können. Lächerliche zwei Stunden Windstille haben gefehlt. Lächerliche zwei Stunden, die wir für die letzten 200 oder 300 Meter bis zum höchsten Punkt gebraucht hätten. Lächerliche zwei Stunden, die aber auch darüber entschieden haben, dass wir wohlbehalten wieder ins Tal und nach Hause zurück gekehrt sind. Denn Sturm und Kälte hätten uns dort oben schnell den Garaus machen können. Expeditionen auf die höchsten Gipfel der Erde sind eine Gratwanderung – nicht nur im alpinistischen Sinne. Klug ist, wer das Scheitern mit einkalkuliert, ohne zugleich im Biss nachzulassen!
“Einen Achttausender zu besteigen ist möglich. Das weiss ich jetzt.” So fällt die Bilanz von Jürgen aus – und er deutet sie positiv. So hat wohl jeder von uns mit ein paar Tagen Abstand zur Expedition sein ganz persönliches Fazit gezogen.
Danke an alle, die mit uns gefiebert haben. Danke an den besten Basecamp-Koch im Himalaja: Gambu Sherpa, der uns vor Montezumas Rache am Berg bestens bewahrt hat. Danke an alle, die unser Projekt anderweitig unterstützt haben: Mit Ausrüstung, mit günstigen Einkaufsmöglichkeiten oder der Beschaffung von Flugtickets. Und Danke an alle, die uns die Daumen gedrückt haben.
Namaste – Auf Wiedersehen –
Bis zum nächsten Mal…
Folkert Lenz